Die Notwendigkeit einer erneuerten Ethik*

Postgraduale Fortbildung für approbierte Psychotherapeuten, Psychiater und für PiA nach der Zwischenprüfung sowie Heilpraktiker (jeweils m/w/d) begrenzt auf das Gebiet der Psychotherapie (43 Fortbildungspunkte)

Termin:
Di., 29.8.2023, 18.30 h bis So., 3.9.2023, 14.00 h
( frei )
Kursgebühr:
Kursnummer:
230851
Leitung:
Teilen:

Die Psychotherapie befasst sich im Allgemeinen mit den negativen Auswirkungen der Vergangenheit auf die gegenwärtige Erfahrung, die zu krankheitswertigen Störungen führen können. Der sich beschleunigende Wandel in der Welt und eine unbekannte Zukunft sowie der sprunghafte Anstieg nach Psychotherapie seit Corona und die aktuellen weltpolitischen Krisen – verbunden mit der Schwierigkeit von uns Menschen, konstruktiv mit Unsicherheit umzugehen, werden zunehmend zu einer Quelle des Leidens. Die Workshops der Kursreihe widmen sich der Frage: Was kann integrierende, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie anbieten, um Menschen dabei zu unterstützen, sich konstruktiv dem Leben in einer zunehmend als unsicher empfundenen Zukunft mit unbekannten Anforderungen zu stellen? Sie bieten Integration verschiedener theoretischer und empirischer Perspektiven, Techniken und praktischer Strategien sowie die Möglichkeit, persönliche Themen und mögliche Fallsupervisionen zu erforschen.

Mögliche Themenkreise dieses Workshops aus der Reihe Psychotherapie für das Leben in einer unbekannten Zukunft werden sein:

  • Tiefenpsychologie und die neue Ethik (von Neumann)
  • Ganzheitliche Ethik/Right Brain Ethics (Iain McGilchrist)
  • Gaia und Indigenous World Views
  • Theorie komplexer Systeme und systemisches Denken
  • Persönliche Ethik und Identität (Persönliche Erkundung)
  • Im Einklang sein versus richtig oder falsch sein (Persönliche Erkundung)
  • Falsche Ideen erkennen und korrigieren (Dominion)

Flyer zum Herunterladen

Psychotherapie für das Leben in einer unbekannten Zukunft

COVID-19 hat die Fragilität der Beziehung zwischen The Industrialized World des Homo sapiens und der Erde exponiert. Unser Umgang mit der Erde und der Natur ist nicht auf Dauer haltbar. Massive Änderungen der Wirtschaft und politischen Struktur stehen an, wenn wir als Spezies überleben wollen. 
 

Aber wie sollen sie gelingen? Alle Ansätze, die mit wir müssen, wir sollten anfangen, übersehen die Tatsache, dass Über-Ich-motivierte Verhaltensänderungen Spaltungen des Bewusstseins verstärken und nicht ausreichen, um konsistente Veränderungen zu bewirken. 

Wer sich mit der Literatur des Klimawandels und der wachsenden Konzentration des Reichtums auf immer weniger Menschen auseinandersetzt, kann sehr leicht von der Ernsthaftigkeit der Lage überwältigt und passiv werden. Es gibt neben allem Pessimismus dennoch Grund zur Hoffnung. 

Die Psychotherapie postuliert schon lange, dass viel Leid und seelische Krankheiten gelindert werden können, wenn gelernte Verhaltensmuster, Charakterstrukturen und Ideologien, die in der Vergangenheit etabliert wurden, identifiziert, überprüft und umgelernt oder analysiert und bewusst werden können. Diese Fortbildungsserie beschäftigt sich mit der weiteren Möglichkeit, dass seelisches Leid zunehmend auch dadurch entstehen wird, dass die Welt, in der wir leben, sich exponentiell rasch und Global verändert, und dass wir Menschen neurologisch und durch unsere Schulbildung und Kulturen dergestalt geprägt sind, linear und lokal wahrzunehmen und zu denken. Das bedeutet, dass wir den sich anbahnenden Gefahren der neuen Welt nur mit Strategien begegnen können, die aus dem uns Bekannten entspringen, und sich in einer linearen (nicht exponentiellen) Geschwindigkeit entwickeln. Wir sind auch durch die Evolution dahingehend geprägt, in Zeiten von Gefahren an unserem Stamm von Gleichdenkenden festzuhalten.
Anthropogene Klimaänderung, exponentielles Wachstum von Technologie und Information und die Automatisierung der Arbeitsplätze sind nur drei Beispiele für Änderungen, die so massiv sind, dass sie lokal von einzelnen Personen nicht bewältigt werden können, und die sich so schnell beschleunigen, dass wir die Gefahren nicht wirklich einschätzen können. Die damit verbundenen Erfahrungen von Hilflosigkeit und Überförderung lösen Angst oder Resignation aus. Leid und Angst werden zunehmend auch durch die Zukunft verursacht, nicht nur durch die Vergangenheit.
 
Das Thema scheint allerdings noch komplexer zu sein. Die Entstehungsgeschichte der Bibel dient als Metapher kurz zusammengefasst: Die Erde und das Universum sind uns vorgegeben; weil Menschen nach dem Bild Gottes erschaffen sind, sind wir Menschen auch schöpferische Wesen. Die Kulturen, Religionen, wirtschafts- und politische Systeme, in denen wir leben, unsere Umfelder, unsere Wirklichkeiten haben wir selbst erschaffen. 
Wir Menschen haben selbst das Umfeld erschaffen, in dem ausgefochten wird, wer am besten angepasst ist und seine Gene weitergeben kann. Daraus folgt, dass wir selbst die eigene Evolution seit der Erfindung des Ackerbaus und die dadurch möglich gewordenen Technologien bestimmen oder mindestens beeinflussen, jedoch ohne Klarheit und Einigkeit über das Wohin zu haben.

Aus solchen Hypothesen ist die Leitfrage dieser Fortbildungsserie entstanden: Hat die integrierende, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie etwas anzubieten, um Menschen nicht nur bei der Aufarbeitung der Vergangenheit zu helfen, sondern auch beim Umgang mit den unbekannten Anforderungen der Zukunft? Wie können solche Angebote aussehen? Welche Annahmen, welche Interventionen müssen überprüft werden?

Einzeln buchbare Serie.

Weitere Informationen:

*43 Fortbildungspunkte sind von der PTK Bayern bewilligt.

Hunter Beaumont

Hunter Beaumont

Ph.D., kam 1980 als Gastprofessor für Tiefenpsychologie an die LMU nach München. Davor war er Präsident und Lehrtherapeut am Gestalt Therapy Institute of Los Angeles. Seit 1982 bietet er eigene Kurse und Fortbildungen in ZIST und darüber hinaus in vielen Ländern der Welt an. Seine Arbeit vereint ein breites Spektrum von psychotherapeutischen Verfahren, wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie spirituellen Traditionen. Er ist heute der Ansicht, dass für das langfristige Überleben des Homo sapiens wesentliche systemische Veränderungen in der Gesellschaft, der Wirtschaft und im Selbstverständnis der Menschen notwendig sind und interessiert sich für die Frage, wie individuelle und gruppenpsychotherapeutische Prozesse die notwendigen systemischen Veränderungen der Gesellschaft unterstützen können, und umgekehrt, wie systemische Dynamiken der Gesellschaft individuelles Verhalten und persönliches Wachstum beeinflussen.