Geschichte von ZIST

Erscheinungsjahr:
2006
Autor/Autorin:

ZIST wurde vom Arztehepaar Dr. Wolf und Christa Büntig Anfang der 70er Jahre gegründet.
In San Franzisko, wo Wolf Büntig zwei Jahre als Nierenphysiologe ein Mikropunktionslabor leitet, kommen die Büntigs mit der Humanistischen Psychologie in Kontakt und absolvieren im Lauf eines Jahres hunderte von Stunden der Selbsterfahrung zur Fortbildung in verschiedenen neuen Verfahren der Psychotherapie.

Das Seminarzentrum ZIST Penzberg
ZIST ist ursprünglich ein Flurname, der im XIII. Jahrhundert im Kloster Benediktbeuern, wo der Bauer Zistl seinen Zehnten abliefert, erstmals urkundlich vermerkt ist. Wohlgemerkt: Zistl ist die Abkürzung für Narziss.

Motiviert durch ihre tief greifenden Erfahrungen in Selbsterfahrungsgruppen und inspiriert durch das Esalen Institut in Kalifornien, erwerben die Büntigs 1971 das Anwesen Zist 3 in Penzberg und beginnen mit dem Ausbau des im Rohbau belassenen Aussiedlerhofs zum Seminarzentrum ZIST Penzberg. Karlfried Graf Dürckheim gibt dem Unternehmen ZIST seinen Segen durch das Brechen des Brotes beim Abendessen der Arbeitsgemeinschaft nach einem harten Arbeitstag. Allan Watts leitet die erste Meditationsgruppe in der noch nicht ausgebauten Scheune.

Der Ausbau von ZIST erfolgt in eigener Regie und Handarbeit unter großem persönlichem Einsatz aller Beteiligten. Der erste Bauführer ist ein Psychologiestudent, der bisher sein Studium mit einem Reparaturdienst finanziert hat. Die meisten Bauhelfer sind nicht vom Fach, einige kommen aus der Drogenszene und verdauen in ZIST ihren Entzug. Ein- bis zweimal in der Woche treffen sich alle Mitglieder der Wohn- und Arbeitsgemeinschaft zur Encountergruppe.

Die Familie kampiert in Schlafsäcken auf der Veranda, der Bautrupp auf dem Heuboden. Gekocht wird auf offenem Feuer, das Wasser wird von einer nahen Quelle geholt, der verfügbare Strom reicht aus für einen Weidezaun.

Christa Büntig leitet, bemuttert und bekocht die Gemeinschaft, schlichtet Konflikte, organisiert und hilft am Bau, während Wolf zum einen plant, rechnet, Geld beschafft, mit Firmen Rabatte für Baumaterial aushandelt und am Bau mitarbeitet und zum anderen in München seine Weiterbildung fortsetzt und eine psychotherapeutische Praxis aufbaut.

Als erstes wird der Bungalow für die Büntig Familie ausgebaut. Wasser- und Abwasserleitungen müssen verlegt und der Anschluss ans Stromnetz organisiert werden. Im Verlauf von drei Jahren wird die Scheune als erster Gruppentrakt mit Gruppenraum und kleinen Zwei- und Dreibettzimmern, dann die Remise als Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude und schließlich der Stall als zweiter Gruppentrakt fertiggestellt. .....Anfang der neunziger Jahre steigen mit zunehmendem Wohlstand die Ansprüche. Professionelle Helfer fragen vermehrt nach Einzelzimmern. Einige Gruppenleiter arbeiten mit großen Gruppen und brauchen große Gruppenräume.

ZIST muss entweder den Betrieb einstellen oder neu bauen. Besitzer und Verein entscheiden sich für die Erweiterung um einen Gruppentrakt mit zwei großen Gruppenräumen, einem Seminarraum, fünfzehn Einzelzimmern und fünf Doppelzimmern mit eigener Nasszelle und drei Trainerzimmern sowie eine neue Werkstatt.

ZIST verfügt heute über 65 Gästebetten. Was von dieser erweiterten Kapazität nicht vom eigenen Programm genutzt wird, wird selbstständigen Gruppenleitern zur Einmietung von selbst organisierten Gruppen angeboten.


Die institutionelle Entwicklung von ZIST
1973 Wolf und Christa Büntig gründen mit Freunden den gemeinnützigen Trägerverein ZIST, Zentrum für Individual- und Sozial-Therapie, e.V. und übergeben ihm die Organisation der Gruppenarbeit.
1979 Wolf Büntig und Gisela Bielitzer gründen mit Frauen vom Frauenzentrum München die Beratungsstelle für Natürliche Geburt in München, die sich 1986 als BNG – Beratungsstelle für Natürliche Geburt und Elternsein e.V. – selbstständig macht.
1982 wird die Psychosomatische Initiative (später Psychosomatische Beratungsstelle) gegründet. Sie ist seit Anfang 2005 ein eigenständiger gemeinnütziger Verein Psychosomatische Beratungsstelle e.V..
1988 Die Sexualberatungsstelle SBS in München (inzwischen selbstständiger Verein) wird gegründet.
1990 ZIST veranstaltet, organisiert von Dieter Reichert, bis 2002 die jährliche Internationale Konferenz Humanistische Medizin in Garmisch-Partenkirchen.
2005 Dr. Wolf Büntig und Dr. Tom Bäumer gründen die ZIST gemeinnützige GmbH. Diese übernimmt die unternehmerische Verantwortung mit allen Rechten und Pflichten vom Trägerverein ZIST, Zentrum für Individual- und Sozialtherapie e.V., der sich neu definiert als gemeinnütziger ZIST Förderverein e.V..
2006 ZIST startet die jährliche Kongressreihe Potential und Wirklichkeit mit dem ersten Kongress Die Wirklichkeit der Seele in Garmisch-Partenkirchen.

Die Entwicklung des Programms von ZIST
1973 wird das erste ZIST Programm – vier mit Schreibmaschine geschriebene und durch Offset-Druck vervielfältigte Seiten – veröffentlicht.

In den ersten Jahren veranstaltet ZIST Selbsterfahrungsgruppen in Encounter, Gestalttherapie und Bioenergetik, lädt namhafte ausländische Lehrer zu Fortbildungen ein und erwirbt sich mit der Zeit einen guten Namen als ein Institut, an dem Laien wie Therapeuten neue Methoden der Selbsterfahrung auf hohem Qualitätsniveau kennenlernen können.

1978 beginnt die erste dreijährige Ausbildung in Humanistischer Psychotherapie unter der Leitung von Wolf Büntig. Hunter Beaumont verlegt einen Großteil seiner Gruppentätigkeit nach ZIST. Mit der Zeit kommen neue Verfahren hinzu wie die Ericksonsche Hypnotherapie, Peter Levines Somatic Experiencing® und das Familienstellen nach Bert Hellinger.

In jüngster Zeit kommen spirituelle Ansätze dazu wie der Diamond Approach der Ridhwan School von A. H. Almaas oder Radiant Mind von Peter Fenner. Inzwischen umfassen die Fort- und Weiterbildungen in neuen Methoden der Selbsterfahrung und Psychotherapie etwa zwei Drittel der Tätigkeit von ZIST.

Heute ist ZIST ein Zentrum für persönliche und berufliche Fortbildung zur Entwicklung von menschlicher Kompetenz. Der in ZIST praktizierte Ansatz integriert unterschiedliche Quellen und Traditionen. Er drückt sich aus in einer Vielfalt von Angeboten zur Erforschung und Entfaltung der menschlichen Natur durch Selbsterkundung, Forschung und Weiterbildung.

Dank
Die Entwicklung von ZIST war und ist nur möglich durch den selbstlosen und engagierten Einsatz und die großherzige, risikobereite und tatkräftige Unterstützung durch viele Menschen: Nachbarn, Bau- und andere Helfer, institutionelle wie private Darlehensgeber, bürgende Verwandte, Geschäftsführer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitglieder, Vorstände und andere Amtsträger des Vereins, Kollegen, Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die vereint im Wunsch nach Entfaltung der Menschlichkeit in einem zunehmend normorientierten Leben zum Wachsen von ZIST beigetragen haben. Ihnen allen sei von Herzen gedankt.