Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie auf den einfachsten Nenner gebracht

Wir leiden heute nicht an dem, was einmal zu viel war oder gefehlt hat, sondern daran, dass wir an den reaktiven Mustern in Wahrnehmung, Fühlen, Denken und Handeln festhalten, mit denen wir in der Vergangenheit über die Runden gekommen sind. 
Wolf Büntig

 

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gehört zu den sogenannten psychodynamischen Verfahren. Psychodynamik bedeutet das seelische Spiel zwischen Impuls und Hemmung, zwischen seelischer Wahrnehmung und körperlicher Manifestation im Verhalten. Tiefe bezieht sich einerseits auf die unbewussten Prozesse in der Tiefe der Seele, andererseits auf die Beziehung zwischen gegenwärtigem Erleben und Verhalten zu Erfahrungen in der Tiefe der Zeit, vor allem der frühen Kindheit. Die psychodynamischen Verfahren anerkennen die Erkenntnisse der Psychoanalyse durch Sigmund Freud und seine Nachfolger, nämlich die Theorie des Unbewussten, die Theorie der Übertragung und Gegenübertragung, von Abwehr und Widerstand, die in der Durcharbeitung fixierter Lebensgeschichte münden.

Menschliches Verhalten ist weitgehend motiviert durch unbewusste Triebe wie
  • sexuelle Impulse (Sigmund Freud),
  • Geltungsdrang (Alfred Adler),
  • gesunde Aggression (Karen Horney),
  • Überlebenstrieb, vor allem Hunger (Fritz Perls),
  • kollektive Menschheitserfahrungen (Carl Gustav Jung) sowie 
  • eine starke Motivation zur Verwirklichung des umfassenden menschlichen Potentials (Carl Rogers, Abraham Maslow).
In frühkindlicher Anpassung an die Umwelt, auf die wir angewiesen sind, entwickeln wir ein Ich-Ideal, das nicht unserer wesentlichen Eigenart entspricht. In der Folge werden wir uns selbst fremd, indem wir
  • uns mit diesem Ich-Ideal identifizieren,
  • das Ich-Ideal gefährdende Impulse zur Wahrnehmung und Durchsetzung der Eigenart abwehren,
  • damit verbundene Empfindungen, Gefühle und Emotionen wegdrücken (deprimieren),
  • unliebsame Erinnerungen verdrängen,
  • frühe Beziehungserfahrung auf die Beziehungen der Gegenwart übertragen und
  • in der Gegenwart unangemessenes Verhalten an den Tag legen,
  • Widerstand leisten gegen Veränderung durch die Abwehr von möglicherweise heilsamer Beziehungserfahrung in Partnerschaft oder Psychotherapie und
  • infolge dieses Widerstandes vergangene leidvolle Erfahrung wiederholen.

Zentrales Element und gemeinsamer Nenner des Widerstandes ist die Abwehr von mitmenschlichem Kontakt, der die Identifikation mit dem Ich-Ideal infrage stellen und in der Regression zur Entlastung von der Selbstüberforderung im Dienst an der Selbstoptimierung führen kann. Deshalb ist die Arbeit am Widerstand und an der Abwehr das wirksamste Mittel der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.